Lehmhäuser in Asien – Zwischen Wolkenkratzern und Armut

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In vielen asiatischen Gegenden prägen Lehmhäuser das Landschaftsbild und bilden einen starken Kontrast zu den glasverspiegelten Wolkenkratzern, die man in den Metropolen vorfindet. Lehm ist ein uralter Baustoff, der bereits vor 5000 bis 6000 Jahren von den Kelten genutzt wurde, um Behausungen zu errichten. Er lässt sich mit wenig Aufwand und technischen Geräten verarbeiten. Seine klimaregulierenden Eigenschaften sind besonders für die klimatischen Bedingungen Asiens gut geeignet. Lehm wurde auch zu einzelnen Produkten für den Hausbau verwendet.

Lehmhäuser Asien – Die Merkmale

Es gibt verschiedene Modelle und Qualitäten von Lehmhäusern in Asien. Die größeren Bauten besitzen mehrere Räume und Fenster, teilweise sogar mehrere Stockwerke. Die kleineren und weiter verbreiteten Lehmhäuser gleichen oftmals eher Hütten, die nur über einen Raum verfügen. Sie haben keine Fenster und nur eine Türöffnung. Bei dieser Variante erfolgt die Belüftung über die Tür.

Diese Lehmhäuser werden mit den einfachsten Mitteln erbaut und finden sich vor allem in den Slums. Manche Türen sind aus Holz, bei anderen hängt lediglich ein Tuch vor der Türöffnung. Befindet sich eine Kochstelle oder ein Ofen im Lehmhaus, gibt es ein Abzugsloch, das sich zumeist in der Decke befindet.

Warum sind Lehmhäuser in Asien so weit verbreitet?

Ein Faktor, der zu der weiten Verbreitung von Lehmbauten im asiatischen Raum beiträgt, ist, dass die Baukosten relativ gering sind. Auch für gering verdienende Menschen ist der Bau eines Hauses aus Lehm erschwinglich. Es fallen keine hohen Materialkosten an, und auch die Nutzung technischer Geräte beschränkt sich auf ein Minimum. Lehm als Rohstoff ist überall im asiatischen Raum verfügbar, und kostenintensive andere Materialien wie Glas oder Kunststoff werden nicht verwendet.

Außerdem verfügt der Lehm über kühlende Eigenschaften, die besonders in den feucht-warmen Regionen Asiens zu einem angenehmen Raumgefühl beitragen. Der älteste Baustoff der Welt hat zusätzlich eine schalldämmende und wärmeisolierende Wirkung. Lehmhäuser sind einfach zu bauen. Schon mit geringem handwerklichen Geschick oder wenigen technischen Geräten ist es möglich, ein Lehmhaus zu bauen.

Tulou – Weltkulturerbe in China

Ein berühmtes Beispiel für asiatische Lehmhäuser sind die Tulou in China. In der südostchinesischen Provinz Fujian befindet sich das Weltkulturerbe der Tulou. Tulou sind große, viereckige oder runde Lehmhäuser, die in der traditionellen Bauweise der Hakka errichtet wurden. Hakka sind ein Volksstamm und kommen ursprünglich aus Zentralchina. Aufgrund von Kriegswirren siedelten sie in den südöstlichen Teil des Landes um. Dort ließen sie sich in den Provinzen Fujian, Guangdong und auch Jiangxi nieder.

Die Lehmhäuser sind ausgestattet mit einer mehrere Meter dicken Außenmauer, in die keine Fenster eingelassen sind. Tulou sind meistens drei bis -fünfstöckig und geben 200 bis 800 Menschen Platz. Ein großer Innenhof gibt den Bewohnern Platz für vielfältige Aktivitäten. Die Lehmhäuser sind mit dunklen Ziegeln gedeckt. Tulou bieten vielfältigen Schutz: vor feindlichen Angriffen, Erdbeben und Feuersbrünsten.

Bei kalten Temperaturen halten sie warm, und wenn es heiß ist, kommen die Bewohner in den Genuss der kühlenden Eigenschaften des Lehms. Am Haupteingangs befindet sich zumeist eine Flügeltür, die aus dicken Holzbohlen gefertigt ist. Das Äußere der Tulou ist schlicht und gleicht auf den ersten Blick eher einer Festung als einer Behausung.

In den Innenräumen hingegen sind sie oft mit vielerlei Dekorationsgegenständen ausgestattet. Die Hakka haben neben den Tulou auch Reihenhäuser gebaut. Seit dem Jahr 2008 gehören 46 Tulou zum offiziellen Weltkulturerbe.