Digitale Nomaden: Arbeiten und zugleich die Welt entdecken

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Reisen und Arbeiten – das waren bis vor kurzem noch zwei streng getrennte Dinge. Heute ist es für viele Menschen allerdings bereits Realität, ortsunabhängig zu arbeiten. Sie können unterwegs sein und haben gleichzeitig ihren mobilen Arbeitsplatz immer dabei: den Laptop. Dieser Artikel wagt eine Prognose bezüglich der Zukunft des digitalen Reisens und Arbeitens.

Wie sieht die Arbeitsrealität von digitalen Nomaden aus?

Natürlich sollte man nicht glauben, dass die sogenannten „Digital Nomads“ immer nur Urlaub machen. Ihre vielen Reisen haben meist einen geschäftlichen Hintergrund. Vor allem für Berufe im Bereich Webdesign, Programmierung, Design oder auch Textgestaltung ist es aber in vielen Fällen nicht mehr nötig, ein tatsächliches Büro zu besitzen. Auch Projektmanager reisen heute oft von A nach B und bereiten beispielsweise Präsentationen einfach unterwegs vor. In den USA gehören die Digital Nomads bereits zum Alltag.

Hierzulande ist das noch nicht ganz der Fall. Das liegt daran, dass für die Arbeit von unterwegs bestimmte Bedingungen gegeben sein müssen. Einerseits dürfen die Digital Nomads natürlich einen Notebook Akku nicht vergessen, denn nach wie vor bieten auch viele Transportmittel keinen Stromanschluss. Vor allem in Autos reicht die Spannung, die bereitgestellt wird, für konventionelle Laptops oft nicht aus. Der echte Knackpunkt ist aber meist das Internet: Da Projekte heutzutage oft nicht mehr lokal, sondern in einer Cloud gespeichert werden, ist es für sehr viele Menschen unabdingbar, auch unterwegs auf diese Daten zugreifen zu können.

Zwar wird in Deutschland die Netzabdeckung laufend verbessert, optimal ist sie aber noch immer nicht. Immerhin: In vielen Transportmitteln wie Bussen und Bahnen gibt es mittlerweile funktionierendes WLAN, wenngleich es nicht immer verlässlich und erst recht nicht immer schnell ist.

Werden Digital Nomads die Arbeitswelt übernehmen?

Tatsächlich verhält es sich so, dass klassische Produktionsarbeiten, die eine physische Präsenz benötigen, immer mehr von Maschinen und Robotern erledigt werden. Arbeiten, die primär durch Denkleistung erledigt werden, sind in der Regel standortungebunden und können von überall aus erledigt werden. Das sind gleichzeitig die Berufe, die eine Maschine oder ein Algorithmus nach wie vor nur unzureichend bis gar nicht erledigen kann. Das menschliche Gehirn ist nach wie vor deutlich kreativer als es eine künstliche Intelligenz derzeit sein kann. Aber auch Kreativität will koordiniert sein.

Digitale Nomaden werden schon bald ein ganz normales Phänomen des Arbeitsmarktes sein und auch die Frequenz, mit der wir reisen, wird sich durch flexibilisierte Arbeitsverhältnisse erhöhen. Allerdings: Genau so, wie niemand auf Dauer gern allein verreist, möchte auch niemand gern den Rest seines Lebens allein arbeiten. Menschen sind soziale Wesen und brauchen den Austausch und sogar die Reibung, ohne die letztendlich auch kaum Kreativität möglich ist. Mehr denn je wird der Arbeitsmarkt Menschen brauchen, die nicht wie Automaten funktionieren, sondern neue Lösungen und unbekannte Wege finden.

Das gelingt nur, wenn sie sich auch selbst ständig wechselndem Input aussetzen. Das Reisen könnte somit schon bald zu einer Art Weiterbildung werden. Schon jetzt schicken viele Unternehmen ihre klügsten Köpfe zu längeren Auslandsaufenthalten in internationale Spitzenunternehmen, damit sie mit mehr Expertise zurückkehren. Den digitalen Nomaden wird die Welt nicht gehören. Aber sie werden sie im wachsenden Maße bevölkern.