Die Maut in Europa: Was Reisende über sie wissen müssen

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Schon seit dem 11. Jahrhundert werden in Europa Wegzölle erhoben. Heute nennen wir diese Art der Abgaben Mautgebühren. Wer innerhalb der europäischen Union und darüber hinaus mit dem Auto über Landesgrenzen hinweg unterwegs ist, muss dafür zahlen. Doch warum gibt es die Maut eigentlich? Welche Unterschiede gibt es und wie teuer kann ein Verstoß werden? – Diese und weitere Fragen klärt dieser Artikel auf.

Welche Arten von Mautsystemen müssen Reisende kennen?

In Europa wird grundsätzlich zwischen vier verschiedenen Mautsystemen unterschieden. Während sie alle anders funktionieren, sind in manchen Ländern gleich mehrere dieser im Einsatz. Das gilt unter anderem für Polen, da es hier zwei verschiedene Betreibergesellschaften für die Maut gibt. Damit Sie die Maut in Europa besser verstehen, möchten wir die einzelnen Mautsysteme nun kurz erklären.

#1: Das Geschlossene System

Die erste Art der Maut ist das geschlossene System. Hierbei muss jedes Fahrzeug ein Ticket ziehen, ähnlich wie im Parkhaus, welches die Straßen benutzen möchte. Beim verlassen muss eben dieses Ticket wieder zurückgegeben werden. Der zu zahlende Betrag setzt sich aus der gefahrene Strecke, der Fahrzeugklasse und den genutzten Straßentypen zusammen. Zum Einsatz kommt dieses System in Polen als auch in Frankreich.

#2: Das offene System

Neben dem geschlossenen gibt es noch das offene System. Hierbei muss ein Fahrzeug die Gebühren für die Nutzung einer Straße an feststehenden Mautstationen entrichten, bevor er weiterfahren darf. Zu finden sind diese Mautstationen stets in einer einheitlichen Entfernung zueinander. Es wird also immer ein Teil gegen Zahlung nutzbar gemacht, welcher je nach Fahrzeugkategorisierung  unterschiedlich viel kostet. Zum Einsatz kommt dieses System unter anderem in Norwegen.

#3: Das Vignetten-System

Das wohl bekannteste System läuft über eine Vignette. Hierbei muss jedes Fahrzeug vor der Einfahrt in ein anderes Land eine Vignette kaufen. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass sowohl die richtige Fahrzeugklassifizierung als auch der entsprechende Zeitraum ausgewählt wurden. Wie viele Kilometer innerhalb dieser Zeit zurückgelegt werden ist unwichtig. Zum Einsatz kommt dieses System in besonders vielen Ländern. Darunter Luxemburg, Dänemark, Schweden, Tschechien, Bulgarien, den Niederlanden und vielen weiteren.

#4: Das Free-Flow System

Noch sehr unbekannt aber dafür brandneu ist das Free-Flow System. Entwickelt wurde es vorrangig für LKWs, die besonders viele Kilometer zurücklegen. Hierbei muss jedes Fahrzeug eine On-Board-Unit (OBU) besitzen, welche anschließend elektronisch von an den Straßen errichteten Erfassungsgeräten erkannt werden kann. Auf diese Weise werden Fahrzeugklasse und zurückgelegte Kilometer automatisch erkannt und erfasst, wodurch eine automatische Abrechnung möglich ist.

Warum gibt es überhaupt Mautgebühren?

Der Ausbau und Erhalt eines Straßennetzes ist unglaublich kostenintensiv. Ein neuer, 1 Kilometer langer Autobahn Abschnitt in Deutschland kostet im Neubau 163 Millionen Euro. Bezahlt werden diese Rechnungen vom jeweiligen Staat. Damit jedoch auch die ausländischen Fahrzeuge zum Ausbau und Erhalt beitragen, gibt es die Maut. Sie soll also die Staatkassen entlasten. So wollte auch Deutschland eine PKW Maut einführen, ist jedoch aufgrund der Umsetzung, welche Europa-Recht verletzt hätte, daran gehindert worden.

Was passiert, wenn keine Maut bezahlt wird?

Grundsätzlich ist eine Verweigerung der Mautgebühren beim offenen als auch beim geschlossenen System kaum möglich. Beim Vignetten-System geht dies sehr wohl. Wer also von den Behörden erwischt wird, muss mit saftigen Bußgeldstrafen rechnen. Diese reichen, abhängig vom Land, von 50 Euro in Ungarn bis hin zu 422 Euro in Italien. Da die Maut selbst meist nur wenige Euro kostet, tun diese Maßnahmen natürlich sehr weh. Wir empfehlen daher stets vorab die jeweiligen Bestimmungen zu kennen und alle notwendigen Vorbereitungen zu ergreifen, damit die Urlaubskasse nicht von kontrollierenden Polizisten erleichtert wird.